Die Idee:
Eine Reise zu den Städten, welche im Buch "Die Reise" von Bruno Heter vorkommen. Das plane ich schon, seit ich das Buch fertig geschrieben habe. Beginnen soll es somit in Verona, danach folgen der Reihe nach Napoli, Palermo, Tunis, Taranto (eventuell auch Copertino) und vielleicht auch Zürich.
In Zeiten von Corona ist eine solche Reise nicht einfach zu organisieren. Schnell wird klar, dass Tunis aus der Reihe fallen wird. Nordafrika tut sich auch 2021 noch sehr schwer mit Touristen. Italien ist da weit offener.
Die Ausführung:
Schon etwas seltsam, mit einem Camper auf eine Reise zu gehen und dabei immer in Hotels oder in B&Bs zu übernachten. Für Städte aber ist das besser, weil die Campings meist weit ausserhalb der Stadt liegen - und einen Fahrradträger hat Candy noch immer nicht. Also: Candy gepackt und los. Schliesslich fährt es sich auch viel angenehmer im grossen Auto, etwas überhöht.
Anmerkung:
Ich wurde auf dieser Reise von einer Kollegin und ihrer Tochter begleitet. Zu dritt wäre der Bulli sowieso zu eng. Weil das hier mein ganz eigener Reiseblog ist, schreibe ich in der Folge auch in der Ich-Form, wohl wissend, dass wir die tollen Erlebnisse und Eindrücke immer zu dritt haben geniessen dürfen. Ich danke an dieser Stelle meinen Begleiterinnen für unsere tolle Reise und die vielen lustigen Erlebnisse unterwegs.
Ganz am Schluss des Berichtes findest du eine Liste mit allen Hotels und B&Bs, welche wir besucht haben. Es handelt sich ausnahmslos um sehr empfehlenswerte Einrichtungen, geführt von lieben Menschen, welche Reisende immer wohlwollend begrüssen werden. Danke, dass du einen Blick auf die Liste wirfst.
Nicht wie im Buch über Innsbruck und den Brenner, sondern ganz einfach über den Gotthard beginnt die Reise. Es ist Juli 2021. Schon im Tessin holt uns ein mächtiges Gewitter mit Hagel und Starkregen ein. Der Regen prasselt auf die Windschutzscheibe, Blitze zucken im Sekundentakt, begleitet von Donner und dem ewigen Rauschen des Wassers. Zeitweise ist die Strasse schon leicht überflutet, aber immerhin noch passierbar. Später erfahre ich aus den Nachrichten, die Autobahn sei kurz darauf wegen eines Erdrutsches geschlossen worden. Was für ein Glück, früh aufgestanden zu sein.
Ich erreiche den Zoll problemlos. Danach folgen Mailand und die normalerweise verstopfte A4 in Richtung Venedig - alles leer und frei. Am Gardasse gibt es einen kurzen Halt für einen ersten Cappuccino. Kurze Zeit später folgt schon Verona. Ein funktionierendes Navi ist in fremden Städten schon Gold wert. Wenn ich an die Zeit der Stadtpläne auf Papier zurückdenke, chronisch veraltet und das Ziel immer auf dem Falz - ein komfortabler Fortschritt, die Kathrin (auch wenn sie manchmal dummes Zeug plappert).
In Verona sehe ich die Porta Nuova, welche im Buch eine wichtige Rolle spielt. Ebenso kann ich viele Strassen und Plätze erkennen. Verona ist gut beschrieben. Danach ist "Playing Tourist" angesagt. Ich schaue mir einige touristische Sehenswürdigkeiten an. Inzwischen hat sich der Himmel verdunkelt und ein Gewitter kündigt sich an. Wie schon am frühen Morgen holt uns das Wetter ein. Über Verona entlädt sich ein Gewitter, wie sie es wohl selten kennen, ein gewaltiger Sturm. Sonnenschirme fliegen durch die Gegend, Äste brechen, Hagel bedeckt die Strassen, das Wasser fliesst nicht ab. Ich sitze derweilen gemütlich in einem kleinen Restaurant und geniesse meine Pasta. Ein unglaubliches Schauspiel.
Am zweiten Tag sehe ich mir Verona genauer an. Ich besteige den Torre dei Lamberti an der Piazza delle Erbe, dem ehemaligen Marktplatz von Verona. Von da aus hat man einen unglaublichen Ausblick auf Verona. Die Treppen habe ich mir nicht nehmen lassen, obwohl es einen Lift gegeben hätte. Ich muss mir aber eingestehen, dass Treppensteigen auch schon einfacher war. Die Aussicht ist jedoch hammermässig und lohnt jede Anstrengung.
Abends dann steht ein Besuch der Oper "Aida" in der Arena von Verona an. Ein lange gehegter Traum wird Wirklichkeit. Aida in Verona. Wow. Ich kann es kaum fassen. Ich bin da, mit guten Freunden. Wir geniessen es. Die Inszenierung ist hervorragend, die Musik sowieso.
Am nächsten Morgen lenke ich Candy von Verona in Richtung La Spezia.
Die Fahrt über den Cisa hätte ich nicht unbedingt machen müssen. Diese Strecke kenne ich wie meinen eigenen Heimweg. Um die Landschaft und danach von allem "meine" Toscana meinen Gästen zeigen zu können, habe ich den Cisa in die Reise eingebaut. Dass der Cisa im Buch richtig erwähnt ist, weiss ich ja - trotzdem ist die Landschaft auch nach so vielen Jahren immer wieder herrlich.
Wir machen zuvor Halt im Designer-Outlet in Fidenza. Ich kaufe richtig gut ein. Kurze Hosen für die Reise und vor allem Schokolade. Lindor muss einfach sein.
Wir erreichen La Spezia und beziehen das sehr gut gelegene Hotel. Candy findet in einem ultra-engen Parkhaus eine Unterkunft. La Spezia kommt im Buch nicht vor, ist aber Teil meiner Toscana und deswegen wie gesagt auch ein Stopp auf dem Weg nach Napoli.
La Spezia - ehemaliger Hafen für Amerikasegler. Frachthafen für Segelschiffe. Nach einem kleinen Stadtrundgang gibt es Aperitivo am Hafen. Heute ist La Spezia eine bunte und lebensfrohe Stadt am Mittelmeer, welche sich um mehr Tourismus bemüht. Die Pizza zum Nachtessen schmeckt hervorragend. Es hat sehr viele Menschen auf der Gasse. Sie lasen sich von dem grossen Polizeiaufgebot nicht stören und geniessen das Leben auf der Strasse. Auffallend viele Jugendliche feiern den Sommer.
Von La Spezia nach Grosseto. DAS ist meine Toscana. Hier lebe ich. Ich zeige auf die Marmorsteine (rechts) und die Marmorberge (links), dann auf Pisa (links) und auf die getarnte Antenne (Tanne links). Oder auf Viareggio (rechts) - schon erreichen wir Livorno. Wenn wir mehr Zeit hätten, könnte ich ihnen alle diese Orte zeigen und erklären.
In Rosignano Marrittiomo fahre ich einmal mehr zur Spiaggia Bianca, zum weissen Strand von Rosignano. Die Pause tut gut. Etwas am Strand schlendern, Sommer riechen und einen wirklich grossen Martini Bianco schlürfen. Die Aussage "einer geht schon" wird plötzlich etwas wagemutig.
Danach folgt die Fahrt durch die Maremma. Es hat viel Verkehr, trotzdem erreiche ich Grosseto relativ früh und finde das grosse, moderne Hotel ohne Probleme. Eine sehr sympathische Rebecca empfängt die Hotelgäste. Zuerst erkunde ich die Stadt und den Strand. Später nehme ich einen Apero bei mir auf dem Gartensitzplatz. Ich sehe mir auch die Hotelanlage genauer an. Abends ist der Final der Fussball EM - Italien ist dabei. Alle Gäste essen im Garten, es gibt eine Art Einheitsmenü, Grossleinwand und Unterhaltung inklusive. Italien gewinnt im Penaltyschiessen. Logisch gehe ich danach den unglaublichen Corso anschauen. Die Menschen feiern ihre Squadra - es herrscht friedliche Befreiung. Italia! Azzurri! Viva l'Italia. Es ist ein grossartiger Abend. Ein weiterer Höhepunkt dieser Reise.
Es gibt zwei Städte auf unserer Reise, vor welchen ich grossen Respekt habe. Napoli ist eine davon. Die Stadt enttäuscht mich keineswegs. Die Strassen sind unglaublich eng, da fehlen oft nur Millimeter. Fahren nur für gute Fahrer möglich. Aber Candy kommt ohne Schrammen durch. Oft bin ich mit ihr durch unglaubliche Gassen gefahren - als ob da nie jemals ein Auto durchfahren sollte. Aber irgendwie schaffen wir es zur Unterkunft. Liebevoll versteckt hinter einem gewaltigen Holzportal mit einer etaws zu klein geratenen Türe, sogar ich muss mich bücken.
Die Unterkunft liegt mitten in der Fussgängerzone. Ich kann Candy etwas weiter weg in einem bewachten Parkhaus abgeben - inklusive Schlüssel. Na ja, wird schon schief gehen.
Napoli selbst entpuppt sich dann als herrlich lebendige Stadt. Oftmals hört man davon, man müsse sich vor allerlei Dieben und Gesindel in Acht nehmen. Nichts davon trifft zu. Ich fühle mich überall sicher. Klar, die wohl wirklich gefährlichen Viertel, welche es übrigens in jeder Stadt gibt, habe ich wohl nicht gesehen.
Ich wohne wie erwähnt mitten in der Fussgängerzone - was hier in Napoli nur eine Empfehlung ist. Es fahren trotzdem Roller und Autos durch, sicher alle mit irgend einer Art Genehmigung. Doch die Fussgänger müssen auch in der Fussgängerzone am Rand gehen. Ich erkunde zufrieden, aber von der anstrengenden Hotelsuche ziemlich müde, die nähere Umgebung des B&Bs. Gegen Abend genehmige ich mir einen herrlich vielseitigen Aperitiv irgendwo in der Altstadt. Ein Strassensänger singt ein mir bekanntes Lied und ich stimme in zweiter Stimme ein, sehr zu seiner Freude. Ich habe grosse Teile der Stadt gesehen und ich habe ihren Rhythmus gespürt. Ich werde sicher wieder nach Napoli zurückkehren, das beschliesse ich schon am ersten Abend.
Auf einem Nachtspaziergang erlebe ich Napoli noch einmal mit Lichtern und Menschen. Zu exotisch ist es hier. Ich kann noch nicht schlafen gehen.
Der zweite Tag Napoli ist vor allem mit shoppen und geniessen vollgestopft. Ich fühle mich hier bereits etwas zuhause. Ich setze mich, ganz Italiener, in der Nähe in eine Bar, geniesse einen Cappuccino und warte geduldig. Touristen fragen mich nach dem Weg - lustig. Ich schaue den Menschen zu. Nichts würde ich im Moment lieber tun, als hier zu sitzen und die Strasse zu betrachten. Endlich ist es wieder möglich, endlich lebt Italien wieder.
Am späteren Nachmittag, eigentlich viel zu früh, fahre ich zum Hafen. Candy hat die Nacht im Parking gut überstanden, na ja, ich habe nichts anderes erwartet. Auch am Hafen will ich noch etwas die Stimmung, welche ich beschrieben habe, aufsaugen. Es gibt ein Bier in der Fernfahrerkneipe am Fährterminal. In mir kommt schon ziemlich Nostalgie auf. Die Sattelzüge, die Traktoren der Fährgesellschaft, das laute und bunte Treiben am Fährhafen. Mein Blut ist noch immer mit viel Diesel vermischt. Romantik auf eine sehr eigene Art.
Dann endlich kann ich auf die Fähre fahren. Die Koje ist zwar etwas eng, dafür mit Toilette und Dusche, und sogar mit Meerblick - na ja, nachts wird das wenig nützen. Ich geniesse das Schiff, das Ablegemanöver und die immer wieder tolle Stimmung auf Fähren. Leider hat das Restaurant viel zu früh geschlossen, so dass die Gutscheine nicht mehr eingelöst werden. Na ja, es war dennoch ein gelungener Abend mit vielen tollen Eindrücken und guten Gefühlen.
In Palermo wird Candy von der Fähre gefahren. Ich sehe mein Buch vor Augen.
Die Unterkunft finde ich wieder ohne Probleme - Kathrin sei Dank. Nun heisst es Unterkunft beziehen und Candy wieder einmal in einer geschlossenen Garage abgeben. Dieses Mal wird sie sogar extra abgeholt. Ein älterer Herr mit weissen Handschuhen fährt sie weg, ich weiss nicht wohin. Grad in diesem Moment fühle ich mit Marco - der Bulli fährt weg. Das braucht in Palermo schon etwas Vertrauen. Ich glaube sie aber in sicheren Händen. Unsere Unterkunft ist einmal mehr der Hammer (wie bisher immer). Leider bleibe ich nur eine Nacht. Aber es bleibt der ganze Tag zur Verfügung, denn die Fähre hat morgens um sieben angelegt.
Vieles kommt mir bekannt vor, ich sehe so einiges, was ich bisher von Palermo kenne. In der Unterkunft habe ich zusätzlich viele nützliche Tipps erhalten und lande zum Mittagessen am Markt - ein absolut heisser Tipp. Ich geniesse einen entspannten Mittag und lache viel. Die Stimmung ist richtig entspannt fröhlich.
Auch Palermo outet sich als lebensfrohe Stadt mit einem ganz anderen Flair, Lebensgefühl, als das von Neapel. Aber nicht weniger echt, weniger bunt. Auch diese Stadt mag ich inzwischen richtig gut. Von den Räubergeschichten, welche man von Palermo immer wieder hört, spüre ich auch diesmal nichts.
Einmal mehr gehe ich auch in die Oper und schlendere danach durch die Fussgängerzone, welche hier wirklich nicht stark befahren ist. Der Lego-Shop ist eher eine Enttäuschung, weil etwas klein. Der Abend findet auf der Strasse statt, die Stimmung mit Livemusik auf der Strasse geniessen und in einer trendigen Bar sitzenbleiben, bis man mit schläfrigen Augen dann doch zum Zimmer zurückkehrt.
Gegenüber meinem Balkon liegt eine Bar. Bei offenem Fenster schlafe ich trotz der ausgelassenen Stimmung auf de Strasse unten sofort ein.
Die Fahrt geht zuerst entlang der Küste nach Westen. Der Weg führt nach Castellamare del Golfo. Das Meer glänzt in Azurblau, die Küste flimmert weiss. Immer wieder eröffnen sich atemberaubende Ausblicke auf die sizilianische Nordküste. Unterwegs versuche ich, einen Stau zu umfahren. Da zeigt sich das andere Sizilien. Neben den ausgelöcherten und sehr engen Landstrassen, liegt, dampft und raucht unglaublich viel Müll, stinkt vor sich her. Das ist kein schöner Anblick, aber halt auch Teil der sehr armen Realität Süditaliens, abseits der Touristenpfade. Vor Castellamare gibt es einen malerischen Badestop und einen kleinen Apero am Strand. Das Städtchen lädt danach zum Mittagessen. Ich geniesse herrliche Pasta mit sensationellem Meerblick. In mir macht sich tiefe Zufriedenheit breit. Ich bin glücklich, das mit lieben Menschen teilen zu können.
Danach überquere ich Sizilien und treffe relativ früh in Agrigento ein. Es gibt genügend Zeit, die Ruinen der römischen Tempelanlage zu besichtigen. Einmal mehr sehr eindrücklich, das Ganze. Die Hitze ist heute fast unerträglich, aber ich geniesse es. Ganz am nördlichen Ende der Anlage sitzt ein Musiker auf den Ruinen und spielt unglaublich gut Gitarre. Ein Team von Technikern dreht ein Musikvideo und der Gitarrist muss die gleiche Stelle mehrmals spielen. Das passt ganz gut zur Umgebung. Immer wieder, Unendlichkeit.
Die Fahrt nach Agrigento ist ein Abenteuer. Die Stadt liegt oben auf einem steilen und engen Hügel. Selbstverständlich hat man die Gassen noch nicht für so grosse Fahrzeuge von heute gebaut. Irgendwo habe ich den Eindruck, es geht nun nicht mehr weiter. Kathrin will mich in unglaublich enge Gassen führen. Ich parke Candy auf einem grossen Platz und suche das B&B zu Fuss. Es liegt mitten in einer steilen und engen Strasse. Also: Gepäck zu Fuss hintragen. Unser B&B liegt herrlich zentral und der Bulli steht einfach auf der Strasse, schön unter einem Balkon, wo offenbar Vögel nisten, was ich am nächsten Morgen etwas verärgert feststelle. Einmal mehr gibt es heute Abend Pizza - ganz einfach, im Strassenbeizli gegenüber, mit Vino della Casa - ein Hauch Normalität und viel Italianità.
Die Fahrt zum Etna ist auch für mich spannend, weil ich diesen Teil noch nicht kenne. Sizilien ist schon eine wunderbare Insel. Wo bewässert werden kann, stehen Zitrusbäume oder Olivenhaine. Wo man nicht bewässern kann, ist die Landschaft karg, gelb, trocken. Sizilien ist sehr hügelig, dazwischen kann man aber immer wieder einen Blick auf das Meer erhaschen. Schon von weitem kann man den Etna sehen, er liegt auf der Fahrt immer direkt gerade voraus.
Der Etna selbst dann ist einfach nur einzigartig. Mir kommen Szenen aus "Auf Achse" in den Sinn - aber heute sieht es doch stark anders aus. Touristen fahren heute mit einer Seilbahn auf den Berg.Danach kann man noch ein 4x4-LKW-Taxi zur Kratergegend nehmen. Der grosse und schwere Unimog wirkt hier oben eher wie ein Mondfahrzeug und doch etwas fremd in dieser Umgebung. Normalerweise werden die Touristen bis fast nach ganz oben gefahren. Der Etna ist aber gestern erst ausgebrochen, es wäre zu gefährlich.
Die wilde und karge Bergwelt kann man aber auch so geniessen und die dicken Jacken, welche man an der Seilbahn mieten könnte, braucht es definitiv nicht. Ein starker Wind lässt die Frisuren der Frauen durcheinander wirbeln, was manchen Fotografen an den Rand der Verzweiflung bringt. Ganz leicht kann man den Rauch aus dem Krater aufsteigen sehen. Schon gewaltig, welche immense Kraft die Natur hat. Die Erdwärme ist deutlich spürbar. Der Unimog bringt die Touristen anschliessend wieder zur Seilbahn - etwas dekadent, aber schon in Ordnung. Wollte man zu Fuss da hoch gehen, bräuchte man deutlich mehr Zeit. Ich spare mir dieses Abenteuer für später auf. Schliesslich muss es ja auch Gründe geben, an den Etna zurückzukehren.
Danach fahre ich auf einer von Asche schwarzen Strasse nach Zafferana. Also eigentlich nur halb. Die Stadt wäre noch einige Kilometer weiter unten in Richtung Küste. Das Hotel liegt direkt an der Strasse und ist ein wahrer Luxus-Resort. Leider ist das Wellnessangebot eingeschränkt, beziehungsweise wegen Corona geschlossen. Eine Massage hätte schon noch gut getan, oder so ein kleiner Whirlpool - denn dunkle Wolken künden Regen an. Ein Grund mehr, einmal wieder hier zu buchen. Denn dieses Hotel ist wirklich sehr gediegen.Nachtessen gibt es heute im Hotelrestaurant. Dazwischen aber geniesse ich die Stimmung und die Aussicht vom Hotel. Herrlich.
Es regnet, als wir Sizilien verlassen. Die kleine Fähre bringt Candy von Messina nach Villa San Giovanni. Danach folgt die Autobahn A2 oder besser gesagt die E45 der Westküste Kalabriens. Immer wieder kann man herrliche Strände und Badeorte sehen. Im Landesinneren aber finden sich Plantagen und eine Art Wald. Es ist deutlich grüner als noch auf Sizilien. Wildschweingegend. Ein relativ kurzes Stück führt der Weg dann weit vom Meer weg, durch Täler und über Hügel.
Dann wird schon die Sicht frei auf die Bucht von Taranto. Das Schwemmdelta ist flach, man kann das Meer riechen und sehen. Taranto selbst begrüsst ankommende Reisende wenig prickelnd. Zuerst fährt man durch die Industrie- und Hafengebiete. Dann folgt der Blick auf die langsam zerfallende Altstadt, bevor man über den Ponte Tornante zur Neustadt findet. Dort aber zeigt sich die schachbrettartig aufgebaute Stadt von ihrer grosszügigen und freundlichen Seite. Als wenn man die Besucher von der Altstadt fernhalten möchte, steht trutzig und gewaltig die Burg am Hafeneingang - na ja, als man sie gebaut hat, wollte man wohl eher Feinde abwehren, aber der etwas schale Vergleich passt heute trotzdem ziemlich gut. Eigentlich schade, denn die Altstadt von Taranto ist sehr schön. Süditalienisch, eng und mit leicht arabischem Einfluss.
In der Neustadt liegt die Fussgängerzone, die Einkaufsmeile. Es ist eine breite, einladende Strasse. Leider hat der Regen auch hier eingesetzt, ein Gewitter entlädt sich genau bei der Suche nach einem Restaurant. In Taranto kenne ich schon zwei richtig gute Adressen für feines Essen, heute aber esse ich noch einmal richtig guten Fisch, in einem zufällig entdeckten Fischlokal. Ein Restaurant mehr, das ich dort kenne und wieder einmal besuchen werde. Denn nach Taranto werde ich bestimmt zurückkehren.
Der Morgenspaziergang mit herrlichem Sonnenaufgang entschädigt für alle Gewitter der letzten Tage: einfach nur herrlich, dieses warme, gelbe Licht der flach stehenden Sonne, der tiefblaue und wolkenlose Himmel.
Die diesjährige Reise neigt sich langsam ihrem Ende zu. Es liegen zwei lange Fahrtage an. Heute sind es "nur" etwa 400 Kilometer, morgen dann mehr als doppelt so viel. Montesilvano aber eignet sich sehr als Zwischenstopp. Es gibt dort viele Übernachtungsmöglichkeiten. Montesilvano ist ein bekannter Badeort, aber deutlich weniger übervölkert als das nördliche Rimini. Das Hotel liegt direkt am Meer, mit eigenem Strand. Ich schaffe die Strecke von Taranto nach Montesilvano bis kurz nach dem Mittag. Candy darf ich prominent vor dem Hotel parken. Mein Zimmer entpuppt sich als wahrer Jackpot. Riesiger Balkon mit Meerblick. Wow.
Mit dem ganzen Tohuwabohu rund um die Animationen in Touristenhotels kann ich nicht viel anfangen. Das Meer ist leider heute auch keine Option, denn die Gewitter der vergangenen Tage haben es stark aufgewirbelt und auf Panieren habe ich nun wirklich keine Lust. So bleibt das Lesen auf dem Balkon als entspannende Alternative.
Zu später Stunde, nach dem Nachtessen im Hotelrestaurant, das übrigens sehr lecker war, hängen wir noch einen Moment auf meinem Balkon herum. Wir albern und spassen, wobei sich zwei M&Ms todesmutig vom Balkon in den direkt darunter gelegenen Pool stürzen. Unvergesslich, diese Balkon-Szene. Viel zu früh aber muss ich an meine Nachtruhe denken. Ich auf meine lange Fahrt von morgen konzentrieren und genug Schlaf finden. Kurz vor dem Einschlafen denke ich noch daran, nächstes Mal die Strecken etwas besser einzuteilen, dann fallen die Augen zu. Die Party des Nachbarhotels höre ich nur noch von weitem.
Am frühen Morgen mache ich den üblichen Morgenspaziergang dem Meer entlang und entdecke eine romantische, wilde Seite des Küstenortes, nur wenig ausserhalb der Hotelgegend.
Schon entspannend, wenn man weiss, wozu man in der Lage ist. Ich wusste, dass ich keine Probleme mit Müdigkeit haben werde. Autobahn - mein zweites Zuhause. Die ersten Stunden sind anstrengend, weil die Autobahn bis etwa Rimini immer wieder von Baustellen blockiert ist. Die Strecke ist zudem sehr kurvig und mit vielen Tunnels gesäumt. Dafür kann man einmal mehr immer wieder tolle Blicke auf das weit unten liegende Meer erhaschen.
Ab Rimini dann folgt die stark befahrende Strecke über Bologna, Parma, Milano. Es hat jeweils um die Städte herum etwas viel Verkehr. Trotzdem komme ich sehr gut voran. Ganz tief im Inneren habe ich nicht damit gerechnet, dass neun Stunden reichen werden. Vor allem die Städte Bologna und Milano kann ich zu dieser Stunde noch nicht einschätzen.
Auf der Gegenseite hat es auffallend viele Autos aus Deutschland und der Schweiz. Wieder viel mehr als noch ganz im Süden oder auf Sizilien. Die Adriaküste ist der beliebte Ort vieler Reisender. Es wäre deutlich schwieriger gewesen, einen Campingplatz zu buchen, denn Hotelzimmer zu finden. Die Leute trauen sich noch nicht in Hotels, obwohl das sicher viel besser gereinigt und desinfiziert ist, als jeder Campingplatz.
Bologna ist kein grosses Problem, kleine Staus, nichts Gravierendes. Parma wird kaum merkbar umfahren. Die Tangenziale um Milano ist schon fast erschreckend leer. Bloss vor dem Zoll hat es einen Stau, aber wegen einer Baustelle, nicht wegen der Grenze.
Wenigen Autos am Gotthard stören auch nicht gross, obwohl ich dort doch etwas müde bin.
Nach genau neun Stunden ist das geschafft, was ich wie gesagt nicht geglaubt hätte. Zurück bleiben viele gute, lustige Momente mit Freunden. Zahlreiche tolle Bilder und Eindrücke und vor allem unglaublich viele Reisepläne für meine Zukunft. Und 3500 Kilometer mehr auf Candys Tacho.
Ich weiss nun, dass die Städte meiner Geschichte richtig beschrieben sind. Und das macht mich auch etwas stolz.
Verona
La Nuova Corte - Stradone Antonio Provolo 26, 37123 Verona, +39 366 995 7652
Appartments mit jedem Komfort, zentral gelegen. Eigene Tiefgarage, etwas steil. Unterkunft absolut sauber und empfehlenswert. Super freundlich und unkompliziert.
La Spezia
CDH - Hotel La Spezia - Via XX Settembre 81, 19100 La Spezia, +39 0187 738848
Grosses Hotel, absolut zentral gelegen. Garage für normale Autos sehr gut, mit VW T6 etwas eng.
Marina di Grosseto
Ricci Hotel - Via F. Baracca snc, 58100 Marina di Grosseto, +39 056 433 0009
Sehr komfortables Hotel mit sehr freundlicher Bedienung, nur wenige Schritte vom eigenen Strand entfernt. Parkplatz vor dem Haus.
Napoli
Chiaja Hotel de Charme - Via Chiaia 216, 80121 Neapel, +39 081 415555
Mitten in der Fussgängerzone, ehemaliges Bordell mit grossem Charme, superfreundliche Menschen - erfüllen jeden Wunsch. Garage wird empfohlen, ist aber auswärts (einige Minuten zu Fuss) - für T6 eher nur für gute Fahrer geeignet weil super eng und etwas teuer (€ 40.-)
Palermo
Afea Art&Rooms - Via Principe di Belmonte 33, 90139 Palermo, +39 334 508 3744
Superfreundliche Betreiber, Hotel mitten in Palermo, sehr komfortabel mit Stil, sehr engagierte Menschen. Valet Parking wird vom Hotel organisiert für 25€ pro Nacht.
Agrigento
Cortile Baronello - Via Marsala, 92100 Agrigento, +39 329 603 3967
Sehr zuvorkommend und freundlich. Super grosse und komfortable Zimmer, sehr zentral gelegen. Parken kann man überall in der Stadt gratis.
Zafferana Etnea
Airone Wellness Hotel, Via Cassone 67, 95019 Zafferana Etnea, +39 095 7081 819
Sehr komfortables und luxuriöses Wellnesshotel mit herrlichem Ausblick, direkt am Etna gelegen; supersteile Hoteleinfahrt ist ein Abenteuer für den T6
Taranto
Room n.22 Suite & Apartement, Corso Umberto I 131, 74123 Taranto, +39 393 2579 660
Sehr zuvorkommend und unkompliziert. Langzeitparkplätze mit Ticket in Fussnähe, sehr zentral gelegen. Gute Unterkunft, sehr freundliche Menschen.
Montesilvano
Hotel Promenade, Via Aldo Moro 63, 65015 Montesilvano, +39 085 445 2221
Grosses und eher altes Hotel direkt am Strand. Superfreundliche Bedienung mit grossartigem Service. Parking direkt vor dem Hotel.
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